Am 28.11.2019 haben wir mit unserem neuen Vereinsmitglied Stefan Werner von der Easy Smart Grid GmbH anlässlich seines Besuchs in Freiburg darüber diskutiert, wie man Netzzustandsgrößen wie Frequenz oder Energiefluss, die die aktuelle Netzsituation widergeben, in Preissignale übersetzen kann, die alle Netzteilnehmer einfach empfangen, verstehen und in Aktion umsetzen können. Damit können Erzeugung und Verbrauch in unserer Stromnetzinfrastruktur besser und schneller ausgeflichen werden und Kosten für Infrastruktur und Energie einsparen.
Mit einem „Easy Smart Grid“ könnte die Energiewende auch von unten gelingen, wenn insbesondere Kommunen/Stadtwerke/Verteilnetzbetreiber bereit sind ihre Netze klimaschutzkonform zu betreiben. Grundlage dafür ist ein „Echtzeit-Markt auf physikalischer Basis“. In diesem zukünftigen „Easy Smart Grid“ wird allen Netzteilnehmern auf der Verteilnetzebene in Echtzeit (sekündlich) ein Signal (Bilanzindiaktor genannt) über das Stromnetz zur Verfügung z.B. als 100kH Signal gestellt und mit einem Preisniveau verknüpft, dass es ermöglicht Erzeugung und Verbrauch von Energie bereits im Verteilnetz netzdienlich und wirtschaftlich auszugleichen. Was das bedeuten kann hat das Demonstrationsprojekt „Solar“ am Beispiel des zukunftsfähigen Stadtwerk Haßfurt konkret simuliert. Dort stehen bereits heute bilanziell 200% Erneuerbare Energien zur Verfügung, dennoch werden noch 38% des Strom aus dem übergelagerten Netz mit durchschnittlich bis zu 4ct / kWh an Netzentgelten der übergelagerten Netzebenen bezogen. Mit der Umsetzung eines “Easy smart grid” lässt sich dieser Anteil deutlich reduzieren, erleichtert den Ausbau der Erneuerbaren und flexibler Kraftwerke vor Ort und gräbt den fossilen die finanzielle Grundlage ab und erhöht kontinuierlich den Anteil der Erneuerbaren auch bei der Wärme.
Im Rahmen des Demoprojektes wird das Konzept nun an einer Liegenschaft in Allensbach am Bodensee umgesetzt und bis Sommer 2021 begleitet.
Viele solcher kleinen „schwarmintelligenten“ Verteilnetze (ggf. ersatzweise Bilanzkreise) ermöglichen die Umsetzung des „zellulären Ansatz“, wie ihn der VDE vor vielen Jahren bereits formuliert hat. Die Innovation und Kunst liegt dabei in einer technisch und kostenmäßig einfachen Umsetzung („Easy“).
Den Impulsvortrag von Stefan Werner finden Sie hier.