Verein für eine Nationale CO2 Abgabe am 27.3.2017 gegründet

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Treibhausgase brauchen einen Preis                                        

Verein für eine Nationale CO2 Abgabe gegründet.

Am 27.3. 2017 haben 20 Unternehmen mit zusammen mehr als 1.600 Mitarbeitern, Vertreter von Umweltorganisationen sowie politisch interessierte Menschen den gemeinnützigen „Verein für eine nationale CO2-Abgabe“ in Freiburg im Breisgau gegründet. Die 120 Gründungsmitglieder fordern die Einführung einer nationalen CO2-Abgabe auf fossile Energieträger, also Kohle, Erdöl und Erdgas. Ohne Mehrkosten für Haushalte und Unternehmen soll die Lenkungsabgabe für einen effizienten Klimaschutz sorgen.

Eine Abgabe statt vieler Steuern und Umlagen

Mit den Einnahmen aus der CO2-Abgabe werden bereits bestehende Steuern, Abgaben und Umlagen finanziert, die im Gegenzug für den Verbraucher entfallen. Ein schöner Nebeneffekt: Bürokratie wird abgebaut.

„Bei der CO2-Abgabe geht es nicht um Mehrbelastungen, es geht um Umbau. Unsere Idee ist, alle Abgaben, die auf Strom erhoben werden, abzuschaffen, wie etwa die EEG-Umlage, die Stromsteuer und so weiter. Im Gegenzug führt man eine CO2-Abgabe ein, die dem Staat die gleiche Summe einspielt. Bürger und Unternehmen zahlen damit insgesamt nicht mehr, aber es profitiert, wer sich klimagerecht verhält. So schafft man einen starken Anreiz, den Ausstoß von Treibhausgasen zu vermeiden“, so einer der Initiatoren, der Arzt und Mitbegründer der Elektrizitätswerke Schönau Michael Sladek.

Treibhausgabe brauchen einen verursachergerechten Preis

Bis zum Jahr 2020 wollte die Bundesregierung die CO2 Reduzierung um 40 % gegenüber dem Jahr 1990 erreichen – tatsächlich sind die CO2 Emissionen jedoch seit 2009 auf nahezu gleichem Niveau geblieben. Ohne einen zügigen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern sind unsere Klimaschutzziele nicht realisierbar. Damit Deutschland seine internationalen Verpflichtungen zum Klimaschutz erfüllen kann, brauchen Treibhausgabe einen verursachergerechten Preis.

Warum eine nationale CO2 Abgabe?

Der Europäische Emissionshandel, der gut gedacht war, hat leider nicht zur erwarteten Minderung von Treibhausgasen beigetragen. Fehler in der Durchführung, zu viele CO2 Zertifikate, die zunächst kostenlos und später in viel zu großer Menge an die Industrie gegeben wurden, haben zum Verfall der Preise und zur Wirkungslosigkeit geführt. Eine durchgreifende Reform ist nicht in Sicht, da viel zu viele Einzelinteressen in den Vordergrund gestellt werden. Daher macht es Sinn, national voran zu gehen, wie schon beim Erneuerbaren Energien Gesetz im Jahr 2000.

Höhere CO2-Preise sind von herausragender Bedeutung für ein Gelingen der Energiewende. Dadurch würden die durch einen ungebremsten Klimawandel hervorgerufenen Schäden in wirksame Preissignale umgewandelt. Effizienzinvestitionen wären dann sehr viel wirtschaftlicher und die erneuerbaren Energien könnten sich ohne kompliziertes Förderinstrumentarium im Energiemarkt weiter etablieren“, so einer der Vordenker der Energiewende und Mitglied des gewählten Beirats des Vereins, Dr. Joachim Nitsch, bis 2005 Leiter Abteilung Systemanalyse und Technikbewertung am Institut für Technische Thermodynamik des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Ebenfalls in den Beirat des Vereins gewählt wurden die Mitbegründerin der Elektrizitätswerke Schönau Ursula Sladek, der Freiburger Hotelier Bertram Späth, der Geschäftsführer der solares bauen GmbH Martin Ufheil sowie der Vizepräsident des Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V., Heinz Ullrich Brosziewski.

Zu den bisher bekanntesten Gründungsunternehmen gehört die GLS Bank. Wollen wir die Klimaziele stemmen – und diesen Willen haben wir als Gesellschaft spätestens durch die Ratifikation des Pariser Klimaabkommens verbindlich erklärt – so braucht es eine Verteuerung der fossilen Brennstoffe. Hierfür ist die Lenkungsabgabe auf CO2 ein probates und zielführendes Mittel.“ so Thomas Jorberg, Vorstandssprecher GLS Bank.

Um einen sozialverträglichen nationalen Preis auf Treibhausgase (CO2-Abgabe) in Deutschland zügig einzuführen, bedarf es einer breiten Allianz aus Bürgerinnen und Bürgern, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen. „Wir laden daher alle zur Zusammenarbeit ein. Denn nur gemeinsam können wir unser Ziel der Erhaltung einer lebenswerten Umwelt durch den dringend notwendigen Klimaschutz erreichen“, so der Vorstand des Vereins Jörg Lange.

Der Verein für eine nationale CO2-Abgabe ist weder die erste noch die einzige Initiative im Land, die dafür sorgen möchte, dass der Ausstoß von Treibhausgasen seinen gerechten Preis erhält. Aber der Verein für eine nationale CO2-Abgabe ist bisher die einzige Initiative im Land, die ihre Kraft auf diese eine Aufgabe konzentrieren wird – Grund genug, diesen neuen Verein zu unterstützen. Viele weitere Interessierte aus dem gesamten Bundesgebiet haben bereits im Vorfeld der Gründung den Initiatoren Ihre Bereitschaft signalisiert, ebenfalls Mitglied des Vereins werden zu wollen.

Medieninfo hier als pdf.

Nähere Infos unter: www.klimaschutz-im-bundestag.de
Link zum Erklärfim: https://youtu.be/qArzzz6jxKo

Verein für eine nationale CO2 Abgabe e.V.
Alfred-Döblin-Platz 1
79100 Freiburg
Telefon 0761-45893277
Fax 0761-59479250
E-Mail: info@klimaschutz-im-bundestag.de

Anlage: Hintergrundinformation zur Ausgestaltung der CO2-Abgabe

  1. So konkret wie möglich, so hoch wie nötig.

Ein Vorschlag, der seit mehreren Jahren immer wieder in die Debatte um den Emissionshandel eingebracht wurde, war, den Emissionshandel europaweit durch festgesetzte Mindestpreise für Treibhausgasemissionen zu flankieren.

Die bisher von unterschiedlichen Ideengebern vorgeschlagen nationale Preise für Treibhausgase (CO2e)[i] liegen derzeit zwischen 20 und 200 EUR/t. Prinzipiell lassen sich aufkommensneutrale Vorschläge von solchen unterscheiden, die das Steuer- und Abgabenaufkommen insgesamt erhöhen wollen. Ein anderes wesentliches Unterscheidungskriterium zeigt sich in der vorgeschlagenen Erhöhungsrate der CO2-Preise über die Zeit.

Mit 20 €/ t liegt der Vorschlag für eine „CO2-Bepreisung des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE) am unteren Ende der Skala nationaler CO2-Preise.

„Für den Stromsektor schlägt der BEE vor, die Stromsteuer abzuschaffen und stattdessen eine CO2-Bepreisung auf die fossile Stromerzeugung einzuführen. Die Höhe des CO2-Preises soll zusätzlich zwischen positiven und negativen Strompreisen variiert werden.“ Insgesamt aber soll die CO2-Bepreisung zur Stromsteuer aufkommensneutral bleiben.

Am oberen Ende der vorgeschlagenen CO2-Preise liegt der Vorschlag des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Schultz, der letzte Woche auf einer Tagung des Forums ökologische soziale Marktwirtschaft (FÖS) e.V. und des EnergieDialog 2050 e.V. diskutiert wurde. Bereits von Beginn an schlägt er eine CO2-Steuer von 100 €/t CO2e im Strom- und Wärmesektor vor. Für den Verkehrssektor hält Schultz eine Höhe von 200 €/t CO2e für notwendig. Auch er schlägt vor, andere Steuern damit zu ersetzen. Und auch die EEG-Umlage, so Schulz, würde sich durch die steigenden Stromhandelspreise ebenfalls mittelfristig auf Null senken lassen. Die Mehreinnahmen bei der Einführung von mehr als 40 Mrd. € sollen u.a. in die Rentenversicherung, den Strukturwandel, die Modernisierung der Stromnetze, die energetische Gebäudesanierung sowie Bildung und Wissenschaft investiert werden.

  1. Fehlende Lenkungswirkung der bisherigen Steuern und Umlagen am Beispiel der EEG-Umlage

Im Moment führt das EEG in Deutschland durch den Ausbau der Erneuerbaren mit Grenzkosten (Betriebskosten) nahe Null zu (im Vergleich zu den angrenzenden Ländern) niedrigen Strombörsenpreisen und damit einhergehend zu fossilen Stromexporten (50 TWh im Jahr 2016). Ausländische Kunden verlagern damit Emissionen aus der Stromerzeugung nach Deutschland. So wertvoll das EEG für die Senkung der Erzeugungspreise aus Erneuerbaren (insbesondere Sonne & Wind) ist, so wenig hat die EEG-Umlage mit Ihren zahlreichen Ausnahmetatbeständen und den indirekt preissenkenden Wirkungen auf den Stromhandelspreis eine Lenkungswirkung zur Vermeidung von Treibhausgasen aus fossilen Energieträgern. Wir wollen nicht das EEG abschaffen, sondern durch die Finanzierung der EEG-Umlage aus der CO2-Abgabe die bisher fehlende Lenkungswirkung der Steuern und Umlagen auf Energie aus fossilen Energieträgern (vor allem Strom und Wärme) erzeugen.

Die grundlegenden Ziele des Verein für eine nationale CO2-Abgabe sind:

  • CO2-Abgabe als Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele.
  • Gleichhohe sozialverträgliche CO2-Preise für Alle ohne Ausnahme.
  • Korrektur der fehlenden Lenkungswirkung der bestehenden Umlagen (insbesondere der EEG-Umlage) und Energiesteuern bei Strom und Wärme.
  • Eine aufkommensneutrale, transparente und planungssichere Gestaltung des staatlich festgelegten CO2-Preises,
  • Keine Mehreinnahmen durch Steuern und Abgaben (höhere Staatsquote).
  1. Wie hoch sollte der CO2-Preis sein?

Um eine größtmögliche Lenkungswirkung zu erreichen, schlagen wir eine zweckgebundene ansteigende CO2-Abgabe mit einem anfänglichen Satz von 40 €/t vor. Sie soll aufkommensneutral die folgende Umlagen und Steuern finanzieren:

2015

2016

Mrd. €/Jahr Mrd. €/Jahr
Energiesteuer Heizöl

1,3

1,2

Energiesteuer Heizgas

2,5

2,4

Stromsteuer

6,5

6,5

EEG-Umlage

27,2

29,1

KWK-G-Umlage

0,5

1,1

Gesamt 38,0 40,3

Wie bereits existierende nationale CO2-Preise zeigen, würde bereits der Anfangssatz von 40 €/t zu einer nennenswerten Reduktion von Treibhausgasemissionen durch eine bessere Ausnutzung vorhandener emissionsärmerer Erzeugungskapazitäten und zu einer ausgeglichenen Strom-Import-Export-Bilanz führen. Fossile Kraftwerke mit hohen Emissionen würden nur dann noch zum Einsatz kommen, wenn keine anderen Kraftwerke mit geringeren Emissionen zur Verfügung stehen.

Zu den naturgemäßen Nebenwirkungen eines erfolgreichen CO2-Preises gehört, dass die mit ihm erzielbaren Einnahmen mit sinkenden Emissionen abnehmen. Wenn also andere Steuern oder Umlagen damit aufkommensneutral finanziert werden sollen, muss der spezifische CO2-Preis steigen. Um verlässlich Investitionen in Erneuerbare oder Effizienzmaßnahmen auszulösen, muss ein Anstiegspfad für den CO2-Preis festgelegt und alle 5-10 Jahre überprüft und ggf. angepasst werden.

Die Einführung eines nationalen CO2-Preises darf daher auch nicht unter die Räder parteipolitischer Interessen geraten, sondern muss von einer großen breiten Allianz getragen werden.

Mit einem planbaren weiteren Anstieg der CO2-Abgabe würden zudem Investitionsentscheidungen in die richtige Richtung gelenkt werden können. Steigende Stromhandelspreise führen mittelfristig dazu, dass neue Solar- und Windkraftwerke keine festgelegten Vergütungspreise mehr brauchen.

Haushalte und Unternehmen können dann selbst transparent und planbar entscheiden, ob sie Ihr Geld lieber in höhere CO2-Abgaben oder Effizienzmaßnahmen bzw. in die Erneuerbare Energieerzeugung fließen lassen wollen.

Zu den wichtigsten möglichen Nebenwirkungen aller nationalen Alleingänge gehört das „Carbon leakage“, also die Verlagerung von Produktion und Emissionen ins Ausland. Dem kann und muss die Politik dadurch begegnen, dass sie versucht, möglichst viele Nachbarstaaten davon überzeugen, ebenfalls entsprechende nationale CO2-Preise einzuführen. Geeignete Härtefallregelungen müssen gefunden werden, um zukunftsfähige Arbeitsplätze zu sichern oder Existenzen nicht zu gefährden. Ähnliches gilt für den Import von Atom- und fossilen Strom, der wettbewerbsrechtlich ebenfalls angemessen belastet werden muss. Ausnahmen von der CO2-Abgabe sind in unserem Vorschlag bewusst nicht vorgesehen. Sie würden alle zu Lasten der Lenkungswirkung gehen.

[i] Das Treibhauspotential wird üblicherweise in Kohlendioxidäquivalenten CO2e (für equivalent) angegeben. Kohlendioxid (CO2) ist das bekannteste und wichtigste, aber nicht das einzige anthropogene Treibhausgas. Beispielsweise heizen auch Methan und Lachgas (Distickstoffmonoxid) das Klima auf, dies jedoch pro Kilogramm oder Tonne sehr viel stärker als CO2. Um die verschiedenen Treibhausgase vergleichbar zu machen, werden sie hinsichtlich ihrer Klimaschädlichkeit in Kohlendioxidäquivalente (CO2e) umgerechnet.

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