Was kostet Strom in Deutschland und was ändert sich mit der CO2-Abgabe für Familie Müller?

Familie Müller sieht auf Ihrer Jahresstromrechnung, wie viel Strom sie verbraucht und was das kostet. In unserem Beispiel sind das 3000 kWh. Dafür müssen sie 870 € im Jahr zahlen. Das sind 29 Cent pro Kilowattstunde (Cent/kWh) Strom. An der Strombörse hatte Strom im Jahr 2016 einen durchschnittlichen Marktwert von 2,9 Cent/kWh. Vielleicht glauben Sie das nicht, aber es stimmt.

Das kommt daher, dass der Preis an der Strombörse sich nur nach den sogenannten Grenzkosten richtet. Mit Grenzkosten (ab der es sich lohnt Kraftwerke laufen zu lassen) ist nichts anderes gemeint als die Kosten eines Kraftwerkes für den eingesetzten Brennstoff und die sonstigen Betriebskosten (Wartung, ggf. CO2-Zertifikate usw.). In den letzten Jahren haben die Grenzkosten sehr stark variiert. Bei einem großen Braunkohlekraftwerk sind das derzeit nur etwa 1,2 – 3,4 Cent/kWh, bei einem Gaskraftwerk etwa zwischen 2,8 – 5,4 Cent/kWh. Keine Berücksichtigung finden die Investitionskosten und die Schadenskosten für die Umwelt z.B. durch den Ausstoß von Treibhausgasen. Das Umweltbundesamt beziffert die Umweltschadenskosten auf etwa 80 €/Tonne. Bei einer CO2-Abgabe in Höhe von 80 €/t würden die Stromhandelspreise damit auf etwa 8-10 Cent/kWh steigen (die Grenzkosten für Braunkohlekraftwerke auf etwa 10 Cent/kWh und die von Erdgaskraftwerken auf etwa 7 Cent/kWh) und wären damit vergleichbar oder sogar teurer als die Gestehungskosten (Gesamtkosten) der Stromerzeugung aus neuen Solar- (ca. 9-12 Cent/kWh) und Windkraftanlagen auf dem Land (ca. 5-9 Cent/kWh). Gas- und Kohlekraftwerke mit hohen spezifischen Treibhausgasemissionen würden nur noch dann zum Einsatz, wenn sonst keine anderen Kraftwerke mehr zur Verfügung stehen.

Mit unserer Initiative „CO2-Abgabe“ wollen wir genau das erreichen. Die Schadenskosten sollen in den Energiepreisen sichtbar werden bzw. „die ökologische Wahrheit“ sagen.

Nun kann man ein gewachsenes Gefüge, wie die Energiepreise nicht von einem auf den anderen Tag schlagartig ändern. Es muss einen verträglichen Übergang geben… Deshalb schlagen wir vor, die CO2-Abgabe nicht mit 80 €/t sondern mit z.B. 40 €/t zu starten. Die Grenzkosten für Strom aus Braunkohle würden dann bei etwa 6 Cent/kWh liegen und die Grenzkosten für Erdgaskraftwerke lägen etwa bei 5,4 Cent/kWh (abhängig von Brennstoffpreisen). Die Strombörsenpreise würden damit z.B. bei ca. knapp 6 Cent/kWh liegen und damit nur noch wenig günstiger als die Gestehungskosten für neue Solar- und Windkraftwerke.

Wenn die Familie Müller danach fragen würde, wie sich der Strompreis heute zusammensetzt dann würden sie u.a. folgende Anteile finden:

  • die EEG Umlage (6,88 Cent/kWh), sie wird verwendet um die Strommengen z.B. aus Solar- und Windkraftanlagen zu bezahlen…
  • die KWK-G Umlage, daraus werden die Strommengen bezahlt, die aus der effizienten Kraft-Wärme-Kopplung (0,5 Cent/kWh) stammen und schließlich
  • die Stromsteuer mit (2,05 Cent/kWh), diese Steuer geht in den allgemeinen Steuerhaushalt.

Zusammen also etwas mehr als 9 Cent/kWh.

Mit unserem Vorschlag für eine CO2-Abgabe würden nun diese Anteile mittelfristig von der Stromrechnung verschwinden können. Ebenso die heutigen Energiesteuern auf Heiz- und Heizgas bei der Heizkostenabrechnung.

Stattdessen würde die CO2-Abgabe auf den Rechnungen für den Einkauf von Erdöl, Erdgas, Kohle oder auch Benzin auftauchen und zwar in der Höhe der entsprechenden Umweltschadenskosten, die bei ihrer Verbrennung durch den Ausstoß von Treibhausgasen entstehen beim Heizen wie beim Erzeugen von Strom.

Bereits bei 40€/t könnten bereits der größte Teil der obengenannten Umlagen und Steuern bezahlt/ausgeglichen werden. Mit 40€/t würden die Stromkosten für die meisten Endverbraucher sinken, die Heizkosten mit fossilen Energieträgern moderat steigen (mit Erdgas um etwa 0,6 Cent/kWh, netto) und Benzin/Diesel wären um 12/13 Cent/Liter (netto) teurer.

Die Kosten (Umlagen, Abgaben, Steuern) würden insgesamt nicht steigen aber eben verursachergerechter verteilt. Aus 5 Umlagen bzw. Steuern würde eine Abgabe, transparent mit weniger Bürokratie und mit einer lenkenden Wirkung auf die Treibhausgasemissionen. Wessen Energiemix mehr Treibhausgase verursacht, der zahlt auch mehr.

Weiterführende Quellen zu Gestehungskosten von Kraftwerken

http://www.forschungsradar.de/fileadmin/content/bilder/Vergleichsgrafiken/Stromgestehungskosten_okt2014/AEE_Dossier_Studienvergleich_Stromgestehungskosten_sep14.pdf

 

https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deutschland.pdf

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