Energieszenarien 2021

Nitsch, Joachim (2021) Aktuelle THG-Reduktionen müssen Dauerzustand werden –
Die notwendigen Schritte auf der Basis aktueller Szenarien der deutschen Energieversorgung.

Studie hier zum download

Kurzfassung: Wirksamer Klimaschutz muss heute beginnen – es ist keine Zeit mehr zu verlieren

In Tabelle 8 sind die Eckdaten der heutigen und zukünftig angestrebten THG- Emissionen nach Bereichen und Nutzungssektoren zusammenfassend dargestellt. Gegenüber 1990 konnten die THG-Emissionen bis 2020 um 42% reduziert werden. Zur Erreichung des Ziels 2020 hat dazu in erheblichem Umfang der Verbrauchsrückgang infolge der Corona-Pandemie beigetragen. Überdurchschnittliche Reduktionen mit -53% wurden in der Energiewirtschaft, dem Gebäudesektor mit -51% und der Abfallwirtschaft mit -79% erreicht. Knapp unterdurchschnittlich waren die Reduktionen in der Industrie mit -39%, die Landwirtschaft erreichte nur eine Reduktion um 27%, im Verkehr blieben THG-Reduktionen mit -4% völlig unzulänglich.

Für 2030 sind die Ergebnisse der Szenarien KLIMA-19 OPT und KLIMA-21 den Werten des aktuellen Klimaschutzgesetzes gegenübergestellt, welches für 2030 eine – aus Klimaschutzsicht völlig unzulängliche – Minderung der THG-Emissionen von nur -55% vorgibt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um eine realistische Chance zu haben, bis 2050 das Pariser Klimaschutzziel eines Anstiegs der mittleren Erdtemperatur von 1,5° einzuhalten, ist bereits jetzt der im Szenario KLIMA-21 eingeschlagene Pfad einzuschlagen. In der Stromerzeugung und im Wärmesektor (Gebäude und Industrie) können bereits bis 2030 die bedeutendsten THG-Minderungen erbracht werden; Verkehr und Landwirtschaft müssen bis zu diesem Zeitpunkt aber auch eine so starke Reduktionsdynamik entwickeln, dass danach sehr rasch weitere beträchtliche THG-Reduktionen möglich sind. Unter den Bedingungen des Szenarios KLIMA-21 kann so bis 2030 eine 74%-ige Reduktion der Treibhausgase erreicht werden, die sich dann bis 2050 auf über -95% fortsetzen lässt (Tabelle; Abbildung).

Damit bleibt die Option offen, die weiteren THG-Emissionen nach 2030 so rasch zu reduzieren (z.B. bis 2040), dass man das zur Einhaltung des 1,5°-Ziel noch zulässige THG-Budget nur in noch tolerierbarem Maß überschreitet oder mit weiteren technologischen und strukturellen Maßnahmen sogar einhalten kann. Aktuelle Untersuchungen, wie /AGORA 2020/, haben nachgewiesen, dass bis zu diesem Zeitraum mittels gezielter CO2-Rückhaltung auch „negative“ Emissionswerte erreicht werden können.

 

Abbildung:  THG-Emissionen der fossilen Energieträger (CO2) und der übrigen Treibhausgase im Szenario KLIMA-21 (Reduktion bis 2030 = -74%; kumulierte THG-Menge 2016 -2050 =  11,5 Gt CO2äq); zum Vergleich im Jahr 2030 das offizielle Klimaschutzziel der Bundesregierung (KSG vom Dez. 2019), Szenario „Klimaschutz 2050“ /AGORA 2020/ und Szenario „KLIMA-19 OPT /Nitsch 2019/.

Gelingt es z.B. die im Szenario KLIMA-21 zwischen 2020 und 2030 berechnete jährliche THG-Reduktion von durchschnittlich 40 Mio. t CO2äq/a auch danach aufrecht zu erhalten – trotz der wachsenden technologischen und strukturellen Herausforderungen – könnten die THG-Emissionen bis 2038 auf Null gebracht werden. Die bis dahin ab 2016 kumulierte THG-Menge ab 2016 beliefe sich dann auf 9,5 Gt CO2äq. Damit ist man rein rechnerisch sehr nahe am noch zulässigen Gesamtbudget von 9 Gt CO2äq. Das macht deutlich, wie wichtig die Erreichung des Zwischenziels 2030 mit einer Gesamtreduktion bezogen auf 1990 in Höhe von -74% ist. Dieses Ziel scheint – wie ausgeführt – machbar zu sein. Allerdings ist keine Zeit mehr zu verlieren; mit einer wirksamen Klimaschutzstrategie muss endlich begonnen werden.

Aktualisierung der Studie von 2019
Nitsch, Joachim (2019): Noch ist erfolgreicher Klimaschutz möglich – Schlussfolgerungen aus aktuellen Szenarien der deutschen Energieversorgung

Zusammenfassung der Studie von 2019 hier zum download.
Gesamte Studie 2019 hier zum download.

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