Generelles Tempolimit

8

Generelles Tempolimit, z.B. 100 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Bundes- und Landstraßen und 25 km/h innerorts

Nur Deutschland hat bisher auf Autobahnen kein generelles Tempolimit

Deutschland ist das einzige Land in Europa, in dem es auf Autobahnen kein generelles Tempolimit gibt. Dabei könnten dadurch nicht nur Emissionen nahezu ohne Kosten für den Staat gesenkt werden. Auch Unfälle würden weniger werden, wodurch unser Gesundheitssystem entlastet würde. Die Lärmbelastung nimmt ab, ebenso gefährliche Geschwindigkeits-Unterschiede verschiedener Verkehrsteilnehmender.

Durch eine Begrenzung der Geschwindigkeit von PKWs ergeben sich viele Möglichkeiten: z.B. ließen sich Innenstädte attraktiver gestalten (vgl. MP 5) und auf der Autobahn könnte teilautonomes Fahren möglich werden.


Als Mitglied des 20. Bundestages werde ich folgende Gesetzesinitiativen zum Klimaschutz einbringen oder unterstützen, die aus Gesundheits- und Klimaschutzgründen zu einem Tempolimit von

  1. 100 km/h auf Autobahnen,
  2. 80 km/h auf Bundes- und Landstraßen und
  3. 25 km/h innerorts führen.

Hintergrund: Beschreibung der Vorschläge im Detail

Da der Luftwiderstand quadratisch mit der Geschwindigkeit zunimmt, nimmt der Spritverbrauch und damit der CO2 Ausstoß eines Benzin- oder Dieselfahrzeugs um etwa 62% zu, wenn die Geschwindigkeit um 27% von 110 km/h auf 140 km/h erhöht wird. Allein das Fahren mit wechselnden Geschwindigkeiten führt zu erhöhtem Energieverbrauch und mehr Emissionen. Wird beispielsweise ein 2 Tonnen schweres Fahrzeug etwa 30 Mal von 140 km/h auf 120 km/h abgebremst und anschließend wieder beschleunigt, steigert dies den Kraftstoffverbrauch um etwa einen Liter. Überdies ist das Fahren mit wechselnden Geschwindigkeiten die häufigste Ursache von Staus, so dass für eine optimale Nutzung der Ressource Autobahn eine möglichst uniforme Geschwindigkeit volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Hinzu kommt: Mehr als jeder Dritte (34 %) aller im Straßenverkehr Getöteten bei Unfällen ist auf nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen.

Ein Tempolimit wird seit langem gefordert (VCD 2012 ,DUH 2020, VCD 2019, BUND 2019) und erfährt bei Umfragen steigende Zustimmungswerte (UDV 2020, ADAC 2020, SWR/Infratest 2020). Ein Tempolimit senkt nicht nur direkt den Treibstoffverbrauch und vermeidet Unfälle. Es lässt auch den Bau von leichteren und energiesparenderen Autos zu (Autos haben aktuell bei Neuzulassungen eine durchschnittliche Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h). Eine unterstützende Navigation könnte bei entsprechender Einstellung durch den Fahrer das jeweils gültige Tempolimit einhalten und Strafzettel vermeiden helfen.

(1)  Tempolimit 100 km/h auf Autobahn

Auf dichtbefahrenen Autobahnabschnitten würde ein generelles Tempolimit ein teilautonomes „Platooning“ erleichtern. Dabei reihen sich mehrere Fahrzeuge hintereinander ein und werden über Funksignale miteinander verbunden und ermöglichen so sehr kleine Abstände zwischen den Fahrzeugen. Bremst oder beschleunigt das erste Fahrzeug, bremsen oder beschleunigen auch alle weiteren Fahrzeuge. Dies ermöglicht ein sicheres Windschattenfahren und spart damit Zeit und verlängert die Reichweiten insbesondere von E-Fahrzeugen.

(2)  Tempolimit 80 km/h auf Landstraßen

Die Gefahr, tödlich zu verunglücken, ist auf Landstraßen besonders hoch: Je 1 000 Unfällen mit Personenschaden gab es 2017 innerorts 5, auf Landstraßen 24 und auf Autobahnen 20 Getötete (destatis 2018).

(3) Tempolimit 25 km/h innerorts

Seit langer Zeit wird auch seitens einiger Verkehrsverbände ein generelles Tempolimit innerorts von 30 km/h gefordert (VCD 2012, VCD 2018). Freiburg möchte als erste Kommune in Deutschland ein solches Tempolimit generell einführen (Spiegel 4.12.2020, Stadt Freiburg). Das Verkehrsministerium lehnt ab.

Innerorts würde eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung von 25 km/h eine Abstimmung mit dem Fahrrad z.B. bei Ampelschaltungen ermöglichen. E-Bikes, die bis Tempo 25 motorunterstützt werden, könnten im Straßenraum mit den Autos mitfahren. Damit bliebe Platz für Kinder und langsamere Radfahrer*innen auf den Fahrradwegen, die meist zu eng sind, um dem gesamten Radverkehr ausreichend Raum zu bieten.

Die Wahrscheinlichkeit, insbesondere für Fußgänger, bei einem Unfall zu Tode zukommen, sinken gegenüber 50 km/h erheblich (destatis 2020). Insbesondere in den Innenstädten lassen sich mit einem Tempolimit auf 25 km/h zahlreiche weitere Verbesserungen im Straßenraum erreichen (vgl. MP 5).


Erwartete Wirkungen auf Emissionen, Arbeitsmarkt und Finanzen

Die positiven Auswirkungen eines restriktiven Tempolimits sind höhere Reichweiten insbesondere von E-Fahrzeugen, eine geringere Anzahl an Unfällen (Spiegel, 29.1.2019, Gipp et al. 2014), niedrigere Schadenskosten, weniger Staus, geringere Gesundheitskosten, Erleichterung autonomen Fahrens u.v.m. Mittelfristig können zahlreiche Beschilderungen, die auf Geschwindigkeitszonen hinweisen, wegfallen, es werden somit Kosten in geringem Umfang eingespart. Das Potenzial zur Einsparung von Treibhausgasen bis 2035 liegt bei etwa 100 Mio. Tonnen CO2e (6,2 Mio. pro Jahr, Basis: Inlandsfahrleistung, vgl. Lange, M. et al. 2020).


Rechtliche Umsetzung

(1)    Ergänzung, Änderung des  § 3 Straßenverkehrsordnung

(2)   Entwicklung von Fahrerunterstützenden Assistenzprogrammen zur halbautomatischen Einhaltung des Tempolimits.

Zur Übersicht