Im wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen ist die 28te Klima-COP im Dezember zu Ende gegangen. Rund 88.000 Menschen nahmen vor Ort in Dubai teil, mehr als je zuvor. Fast alle Gruppen waren zahlenmäßig besser als früher vertreten, aber die 2.456 fossile Lobbyist*innen sorgten für Kritik. In einer Abschluss-Diskussion in Berlin nach der COP argumentierte ein solcher Lobbyist, seine Branche würde damit nur 3% der Teilnehmenden ausmachen – und fragte provokant, ob sie gar keine Stimme haben sollten. Ein Vertreter Deutschlands bei der COP wies darauf hin, dass die NGOs zahlenmäßig stärker vertreten sein mochten, sie hätten aber eher den Status von Beobachter*innen. Die fossilen Lobbyist*innen dagegen hätten eher Führungsrollen eingenommen.
Angefangen hat der Einfluss der fossilen Energien mit dem Präsidenten der COP28 Al Jaber, der gleichzeitig Geschäftsführer von Adnoc ist, der staatlichen Öl-Firma der Vereinigten Arabischen Emiraten. In einem sehr sehenswerten geleakten Zoom behauptet er, es gebe keine wissenschaftliche Basis für ein Ende der fossilen Energien. Gemeint hat er eventuell eine peer-reviewed-Studie vom September, die für das Ziel von 1,5° eine Reduktion von Kohle, Öl, und Erdgas um jeweils 95%, 62%, und 42% bis 2050 vorsieht – und eben nicht um 100%. Die meisten Studien (wie der Production Gap Report vom UNEP) warnen allerdings dringend davor, fossile Energien weiter zu verbrennen.
Jede COP hat ein konkretes Ziel. Bei der COP28 ging es um die Etablierung der globalen Bestandsaufnahme (global stocktake). Hier wird alle fünf Jahre überprüft, inwiefern die Länder auf dem Pfad zu den Pariser Zielen sind und wer nachlegen muss. Dass die Bestandsaufnahme glatt über die Bühne ging, wird als großer Erfolg gewertet. Allerdings blieb die Frage unbeantwortet, wie man die Pläne der Länder (NDCs, nationally determined contributions) bis 2030 Paris-konform machen soll. Die aktuellen NDCs führen zu einer Erwärmung um bis zu 2,9°C. Bis zur nächsten Bestandsaufnahme 2028 wird das CO2-Budget für 1,5°C bereits aufgebraucht sein.
Positiv bewertet wird, dass „fossile Energien“ zum ersten Mal in einem COP-Abschlussdokument erwähnt wurden (hier der finale Text). Viele hofften allerdings auf einen Aufruf zu einem „Ausstieg aus“ (phase-out of) fossilen Brennstoffen. Herausgekommen ist lediglich eine „Abkehr von“ (transition away from) fossilen Energien. Falls Sie keinen Unterschied zwischen phase-out und transition away from erkennen, liegt es nicht an Ihren Englischkenntnissen. Vielmehr bedeutet transition im COP-Jargon so etwas wie Brückentechnologie. Gemeint ist vor allem Erdgas. Die Welt solle also durchaus weiter fossile Brennstoffe nutzen, vor allem Erdgas.
Eine gute Nachricht: 118 Länder haben sich verpflichtet, die installierte erneuerbare Leistung bis 2030 zu verdreifachen. Gleichzeitig formte sich eine Gruppe von 20 Ländern, die die Kernkraft voranbringen will. US-Klimadiplomat John Kerry sagte, netto Nullemissionen seien ohne die Kernkraft nicht denkbar. Das ist weniger gut.
Deutschland hat sich auch für die Gründung eines „Klimaclubs“ eingesetzt. Ursprünglich 2022 auf einem G7-Treffen diskutiert, wurde der Club auf der COP28 mit 36 Mitgliedern etabliert. Ziel ist es, grüne Industrieprozesse (wie die Herstellung von Stahl und Zement) zu unterstützen. Hier fehlen allerdings noch China, Indien und Brasilien.
Letztlich wurde ein Fonds für Schäden und Verluste geschaffen, auch wenn dieser viel zu klein ist, wie die Abbildung links oben provokant zeigt (Quelle). Alles in allem war die COP28 wichtig und enttäuschte nicht mehr, als zu erwarten war. Oder um Prof. Claudia Kemfert zu zitieren: COP28 ging „in Trippelschritten in eine nicht falsche Richtung“. |